Durchschnittlich 16 Feldhasen pro Quadratkilometer Offenland leben in Deutschland. Hochburg ist das Nordwestdeutsche Tiefland. Besonders hohe Nettozuwachsraten gibt es im Westdeutschen Mittelgebirge.
Auf Wiesen und Feldern leben im Frühjahr 2022 deutschlandweit im Schnitt 16 Feldhasen pro Quadratkilometer. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler, die Daten für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) ausgewertet haben. Jägerinnen und Jäger haben hierfür im Jahr 2022 in 463 Referenzgebieten gezählt – nachts mit genormten Scheinwerfern auf genau festgelegten Strecken. Im Vergleich zum Jahr davor sind die Bestände damit unverändert. Die meisten Feldhasen leben im Nordwestdeutschen Tiefland: In geeigneten Habitaten sind es 24 Tiere pro Quadratkilometer. Diese Ergebnisse hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute veröffentlicht.
22 Prozent Zuwachs im Westdeutschen Mittelgebirge
Gezählt werden Hasen in den Referenzgebieten im Frühjahr und Herbst. Aus der Differenz ergibt sich die Nettozuwachsrate – ein Gradmesser für die weitere Entwicklung der Population. Im Jahr 2022 zeigt der Wert bundesweit einen Zuwachs von 13 Prozent, 3 Prozentpunkte mehr als im Jahr davor. Besonders groß fällt der Zuwachs im Westdeutschen Mittelgebirge mit 22 Prozent aus. Die Natur erholt sich dort nach starken Niederschlägen und Überschwemmungen im Jahr 2021. Damals war die Nettozuwachsrate sogar negativ: -2 Prozent.
Im Vergleich der vergangenen zwei Jahrzehnte ist die Nettozuwachsrate 2022 leicht überdurchschnittlich ausgefallen. Das Frühjahr war laut Deutschem Wetterdienst das drittsonnigste seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Wärme und Trockenheit sind in den ersten Lebenswochen entscheidend für das Überleben der Junghasen. Allerdings war der Sommer 2022 in Deutschland der sonnigste, sechsttrockenste und gehörte zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Notwendige Nahrung wie Kräuter und Gräser ist deshalb schneller vertrocknet als üblich.
Zunehmende Landnutzung und Fressfeinde sind schlecht für Feldhasen
Intensivierung der Landwirtschaft, Straßenverkehr und Zersiedlung der Landschaft sowie steigender Druck durch Fressfeinde machen dem Feldhasen zu schaffen. Zwischen 20 und 75 Prozent der Jagdstatistik in den Bundesländern machen inzwischen bei Wildunfällen getötete Feldhasen aus. In vielen Gebieten verzichten Jäger freiwillig auf die Hasenjagd und verbessern ausschließlich Lebensräume.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Feldhasen insbesondere große zusammenhängende Maisfelder meiden. Zudem fehlen immer öfter krautreiche Feldränder, die Nahrung bieten. Mehrjährige Brachen mit wertvollen Wildkräutern sind innerhalb eines Jahrzehnts von fast 9.000 Quadratkilometern auf etwa 3.000 geschrumpft. Der DJV fordert deshalb, dass Landwirte unbürokratisch entlohnt werden, wenn sie beispielsweise Blühstreifen mit Wildkräutern anlegen. Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ zeigt, wie sich Lebensraum positiv gestalten lässt und gleichzeitig Biogas produziert werden kann.
DJV fordert Bekenntnis zur Fangjagd
Maßgeblich für das Überleben des Feldhasens ist neben Witterung und Lebensraum die Zahl der Raubsäuger. Rotfuchs und andere Raubsäuger müssen beispielsweise intensiv bejagt werden. Dazu sind auch Fallen notwendig. Der DJV fordert im Sinne des Artenschutzes ein klares politisches Bekenntnis zur Fangjagd.
Quelle: DJV