Ausbreitung des Wolfs auch Reizthema beim „Jägertag“ / Schwanke bleibt Vorsitzender
Lamstedt. Seit zehn Jahren gibt es in Niedersachsen ein Monitoringverfahren, um die Ausbreitung der Wolfspopulation zu dokumentieren. Eine Bestandserfassung, die ohne ausreichendes Datenmaterial keinen Wert hat: Dass gerade im Monitoringjahr 2022/2023 aber anscheinend die Zahl der Wölfe zurückgegangen sein soll, ist für Andreas Schwanke (Vorsitzender der Jägerschaft Land Hadeln / Cuxhaven) ein Zerrbild der Realität. Er rief die Jägerinnen und Jäger am Wochenende dazu auf, Wolfssichtungen zu melden, damit sie dokumentiert werden. Nur durch eine fundierte Datengrundlage könne man dafür sorgen, dass die Politik auch adäquate Lösungen im Umgang mit dem Wolf umsetze.
Beim traditionellen „Jägertag“, der wieder in der Lamstedter Bördehalle stattfand, geht es inzwischen nicht mehr nur um rein jagdliche Kernthemen. Vielmehr zieht sich die Diskussion um den Wolf wie ein roter Faden durch diese und andere Treffen der niedersächsischen Jagdgemeinschaften. Gleich zu Beginn der Veranstaltung sprach der Cuxhavener CDU-Bundestagsabgeordnete Enak Ferlemann von einem „Staatsversagen“ im Umgang mit dem Wolf. 300 Tiere seien notwendig, um die Art zu erhalten. Rund 500 habe man aber inzwischen in Niedersachsen registriert: „Da können selbst die skandinavischen Länder nicht mithalten. Dort wird nämlich regulierend eingegriffen.“
Akuter Handlungsbedarfentlang der Küste
Gerade in einem Küstenkreis wie dem Cuxland bestehe akuter Handlungsbedarf. Damit bezog sich Ferlemann auf die Übergriffe von Wölfen auf Schafherden entlang der niedersächsischen Küste: „Da findet der Wolf einen gedeckten Tisch. Doch ohne Deichschutz gibt es kein Land, kein Leben an der Küste. Dort werden die Sorgen aber immer größer. Es muss endlich eine Obergrenze für Wolfspopulationen in Niedersachsen geben“, so Ferlemann, der in diesem Zusammenhang die „Auricher Erklärung“ von zehn Küstenjägerschaften begrüßte (wir berichteten).
Andreas Schwanke sieht ebenfalls Handlungsbedarf: „Die Auricher Erklärung hat nicht ohne Grund viel Staub aufgewirbelt.“ Gerade die Bevölkerung in den ländlichen Regionen werde „von der Politik alleingelassen“. Dabei sei klar: „Der Wolf ist schon lange keine gefährdete Tierart mehr.“
Dis Diskussion über den Wolf beschäftigte jedoch die Jägerinnen und Jäger aus dem Hadler und Cuxhavener Raum in den vergangenen Monaten nur zum Teil. Vielmehr dominierten – wie im Aus- und Rückblick des Vorstandes deutlich wurde – andere Facetten bei der Jagdausübung. Die Palette reicht von den Hege- und Pflegemaßnahmen im Revier über die Öffentlichkeitsarbeit in Schulen, Kindergärten und auf öffentlichen Veranstaltungen bis hin zur Rettung von Rehkitzen und anderen Tieren vor Ernteeinsätzen. Nach Schwankes Angaben stehen der Jägerschaft inzwischen sechs Drohnen für die Tiersuche zur Verfügung. Verantwortlich seien bei diesen freiwilligen Einsätzen der Jäger jedoch die Landwirte, die in Absprache einen solchen Einsatz erst in die Wege leiten müssten.
Eine deutliche Verjüngung hat es nach seinen Worten in letzter Zeit bei den Jagdhornbläsergruppen sowie stabile Zahlen bei den Jägerprüfungen gegeben. Der Anteil der Frauen bei dieser Ausbildung liege inzwischen bei rund 37 Prozent.
Die Jägerschaft Land Hadeln / Cuxhaven setzt übrigens auf Kontinuität in der Verbandsspitze. So wurde Andreas Schwanke in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt.
Beim Posten des Schriftführers wird der stellvertretende Vorsitzende Klaus Dock künftig von Andreas Dyck aus Geversdorf entlastet.
Sorge um den Deich: Nutriabestände wachsen
Klaus Dock stellte als stellvertretender Kreisjägermeister auch den Streckenbericht 2022/2023 vor. Bei der Präsentation wurde unter anderem deutlich, dass sich beim Schwarzwild die Zahl der erfassten Tiere im Vergleich zu 2020/2021 nahezu halbiert hat.
Mit einer gegenläufigen Entwicklung habe man es bei Dachs, Marderhund und Nutria zu tun: „Gerade die Nutriabestände wachsen. Besonders betroffen ist die Osteregion.“ Grund zur Besorgnis hätten die Jäger dagegen beim Rebhuhn, das nur noch selten in der Natur vorkomme.
Von Egbert Schröder